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Backen1

Wörterbuch:
Link zum PDF: Band 1, Spalte 834–836
Wortart: Substantiv
Genus: Maskulinum, 
ugs. auch Femininum 
Bedeutungen
1
Wange, Backe
°Oberbayern vielfach, °Niederbayern vielfach, °Oberpfalz vielfach, °Oberfranken vielfach, °Mittelfranken vielfach, °Schwaben vielfach
Backa so raud wia Zigoribackl Freising FS48.402335, 11.741887
dea hat a bar Backa, as wei wena-r-a bar Gnödn drin het Sossau SR48.9068708, 12.562048
°s Backl an an bachern Fisch is as Beste Pertolzhofen OVI49.4258775, 12.3455134
mir duad dr Backha wea Mering FDB48.265326, 10.984519
Daß i no(n) mueß grad iatz … A’n g’schwoll’na Backa kriagn Lautenbacher Ged. 60 Lautenbacher, Karl: Humoristische Gedichte in altbairischer Mundart, Landshut 1883.

*1808 Orsenhausen/Württ, †1897 München; Arzt
De miadn Backan san leicht eizong gwen Hallertau48.640589, 11.7820705, Pinzl Bäuerin 132 Pinzl, Christoph: Eine Bäuerin wie im Buch. Literarisierte Lebensgeschichte — ein Beispiel aus der Hallertau, München 1995.

Erinnerungen von Maria H, *1903 Haselbuch MAI, †1986 Mainburg; Bäuerin
Der hat s’Annerl glei auf d’Backerl tatschelt Stemplinger Obb.Märchen II,71 Stemplinger, Eduard: Oberbayerische Märchen, 2 Bde, Altötting 1924-26 (Nachdr. Rosenheim 1979).

*1870 Plattling DEG, †1964 Elbach MB; Dr.phil, Oberstudiendirektor
fiel dem jungling umb sein hals und kuͤst in an seinen packen Nürnberg N49.454759, 11.065740, 1452 Chron.dt.St. X,196,4 Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Göttingen 1862ff.
Ist ain roß gegen den packhen weidt, das ist gemainelich hart vnnd lest sich nit gern zaumen Roßarznei (Deinhardt) 43 Ein „Ross Artzney Büech“ aus dem Jahre 1598, hg. von Uta Deinhardt, München 1968.
Viel streicha, daß sie g’falln, Brust, Hals und Backa on Sturm Lieder 27 Sturm, Marcelin: Lieder zum Theil in baierischer Mundart, o.O. 1819.

*1760 Rötz WÜM, †1812 Hiltersried WÜM; Augustiner
Im Vergleich:
der håut Bakn woi a Pfaifer „volle Backen“ Nürnberg N49.454759, 11.065740, ähnlich °NEW

auch Backen wie ein Hamster Oberbayern vereinzelt:
Båcka wira Hamsta Freising FS48.402335, 11.741887
Der håt Backn wia a Hamsta Wagner Zuwanderung 10 Wagner, Ludwig: Wie wirkt sich die starke Zuwanderung auf die Münchner Volkssprache aus? München 1939.

Redensart(en):
durch die Backen hören / sehen / blasen (können) u.ä. sehr feine, dünne Backen haben Niederbayern vereinzelt, Oberpfalz vereinzelt:
bei dem kon man durch d’ Backn lesn Griesbach GRI48.450524, 13.196384
dei häiad duach Baggn „ist sehr mager, hat Backen so dünn wie ein Trommelfell“ Konrad nördl.Opf. 91 Konrad, Theresia: Aus der Mundart der nördlichen Oberpfalz. Wörter, Redewendungen und Reime ges. in den Jahren 1976-78, masch. Wiesau 1978.

°Des is fei a weng vl Ruatz auf oin Backn „ist kaum zu verkraften“ Waldsassen TIR50.0053222, 12.3041123
2
Schweinsbacken, Kopffleisch vom Schwein
meist Diminutiv  
°Oberbayern mehrfach, Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt
°kauf ma a paar Backerl Lenggries TÖL47.6831625, 11.5763967
°Bakerla „Teil des Kesselfleisches“ Winklarn OVI49.4263741, 12.4803096
3
Hautlappen am Hühnerkopf
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Schwaben vereinzelt
°Backal Eging VOF48.714577, 13.265832
Backn „Fleischlappen unter dem Schnabel des Hahns“ Pyrbaum NM49.2983403, 11.2896933
4
Gesäßbacke
bohα „Backen (z.B. des Gesäßes)“ nach Kollmer I,51 Kollmer, Michael: Die schöne Waldlersprach. Von Wegscheid bis Waldmünchen, von Passau bis Regensburg, 3 Bde, Moosbach 1987-89.

*1917 Auwies KÖZ, †2001; Dr.phil, Gymnasialprof.
Ujei warn dees Backn und Haxn! Brand WUN50.015119, 12.147158, Schemm Dees u. Sell 101 Schemm, Otto: Dees und Sell. Ein nordostbayerisches Hausbuch, Hof 1987.

*1920 Brand WUN, †1996 Arzberg WUN; Rektor
Pernę paccho 12.Jh. StSG. II,337,66 Die althochdeutschen Glossen, ges. und bearb. von Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, 5 Bde, Berlin 1879-1922 (Nachdr. Dublin/Zürich 1968f.).
5
Busen
Plural; Diminutiv  
bạkαl „(scherzhaft) weibliche Brüste“ nach Kollmer II,49 Kollmer, Michael: Die schöne Waldlersprach. Von Wegscheid bis Waldmünchen, von Passau bis Regensburg, 3 Bde, Moosbach 1987-89.

*1917 Auwies KÖZ, †2001; Dr.phil, Gymnasialprof.
6
(meist paarweise angeordneter) Werkzeug- od. Maschinenteil, fachsprl.
6a
Wange der Zange
Oberbayern vereinzelt
„gekragte Backn Haag WS48.161165, 12.162987
auch Backen des Schmiedehammers, Ingolstadt IN48.7630165, 11.4250395
6b
Schaftbacke des Gewehrs
Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt, Oberpfalz vereinzelt, Oberfranken vereinzelt, Mittelfranken vereinzelt, Schwaben vereinzelt
Backn „Teil des Gewehrkolbens, der beim Anlegen die Wange berührt“ Mering FDB48.265326, 10.984519
6c
Teile der Hobelbank, in die ein Werkstück eingespannt wird
°Oberbayern vereinzelt
°dös san zwoa Backn ba da Howibank, mit de Backn spannt ma s Weakstück ei Münsing WOR47.90289, 11.3694069
6d
schützende Verkleidung, Abdeckung
„Die dreyschuhige Regel [Längenmeßgerät] ist an beiden Enden mit Backen versehen, um sie vor Unfällen zu schützen“ Heinrich Maaße 36 Heinrich, Placidus: Bestimmung der Maaße und Gewichte des Fürstenthums Regensburg, Regensburg 1808.
7
Seitenwange, gerundetes Holzteil an den Seitenbrettern des Betts
°Oberbayern mehrfach, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Schwaben vereinzelt
°Backa Kelheim KEH48.9187285, 11.8727886
°Backen „auf die Seitenbretter des Betts geleimt“ Schwend SUL49.413599, 11.641697
8
Stütze
8a
Ansatz an Wand, Brett od. Konsole
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt
nagl an Backa fest Lenggries TÖL47.6831625, 11.5763967
„So heißt wol jedes als Stütze oder Ansatz an einer Wand oder einem Brett befestigte Holz ə~ Báckl Schmeller I,201 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
auch Aufhängevorrichtung
Backl „hölzerne Aufhängevorrichtungen an den Wänden der alten Almhütten“ Fischbachau MB47.7195927, 11.9517515
8b
Auflageklotz am Bett für Latten od. Lattenroste
°Oberbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Schwaben vereinzelt
„an den beiden Seitenbettladen sind Backen angebracht, damit der Matrazn nicht durchfallen kann“ Oberhögl BGD47.809341, 12.899356
Ahd. backo, bahho, mhd. backe swm, unklarer Herkunft; Kluge-Seebold 72 Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/New York 252011 (bearb. von Elmar Seebold). .
båka, bǫ-, -kŋ, westliches Oberbayern auch -kχα u.ä., Niederbayern vereinzelt bokα, westliches Oberbayern, Mittelfranken, Schwaben auch ba-, Niederbayern auch båhα u.ä.— Pl. meist gleichl, Oberbayern, Niederbayern vereinzelt Sg. båkα, Pl. ; Sg. båkŋ, Pl. -nα (RO); bakəx (FFB).— Dim. bạkαl, bạklα u.ä.
  • Schmeller I,201 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

    *1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
  • WBÖ II,56f. Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, hg. im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien/Graz/Köln 1970ff.
  • Schwäb.Wb. I,565f. Schwäbisches Wörterbuch, bearb. von Hermann Fischer (Bd 6 von Wilhelm Pfleiderer), 6 Bde, Tübingen 1904-36.
  • Schw.Id. IV,1074f. Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache, Frauenfeld 1881ff.
  • Suddt.Wb. II,10f, 12 Sudetendeutsches Wörterbuch, hg. von Heinz Engels, München 1988ff.
  • DWB I,1063-1065 Grimm, Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, 16 Bde, Leipzig 1854-1954 (Nachdr. München 1984).
  • Frühnhd.Wb. II,1653-1655 Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. von Ulrich Goebel und Oskar Reichmann, Berlin/New York 1989ff.
  • Lexer HWb. I,110 Lexer, Matthias [v.]: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bde, Leipzig 1872-78 (Neudr. Leipzig 1965).
  • Ahd.Wb. I,784 Althochdeutsches Wörterbuch, bearb. u. hg. von Elisabeth Karg-Gasterstädt, Theodor Frings u.a, Berlin 1968ff.
  • Berthold Fürther Wb. 15 Berthold, Eugen: Dei hulli alli ô. Ein amüsantes Wörterbuch der Fürther Mundart, Fürth 1975.

    *1897 Fürth, †1976 ebd.; Oberinspektor
  • Braun Gr.Wb. 34 Braun, Hermann: Großes Wörterbuch der Mundarten des Sechsämter-, Stift- und Egerlandes, Marktredwitz 1981ff.

    *1909 Fleißen/Böhmen, †2005 Marktredwitz; Dr.phil, Oberstudienrat
  • Denz Windisch-Eschenbach 107 Denz, Josef: Die Mundart von Windisch-Eschenbach. Ein Beitrag zum Lautstand und zum Wortschatz des heutigen Nordbairischen, Frankfurt/Bern/Las Vegas 1977.

    *1942 Windischeschenbach NEW; Dr.phil, Wörterbuchredaktor
  • Kollmer II,49f. Kollmer, Michael: Die schöne Waldlersprach. Von Wegscheid bis Waldmünchen, von Passau bis Regensburg, 3 Bde, Moosbach 1987-89.

    *1917 Auwies KÖZ, †2001; Dr.phil, Gymnasialprof.
  • Maas Nürnbg.Wb. 71 Maas, Herbert: Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn. Ein Nürnberger Wörterbuch, Nürnberg 51987.

    *1928 Nürnberg, †2014 ebd.; Studiendirektor
  • Singer Arzbg.Wb. 29 Singer, Friedrich Wilhelm: Arzberger Wörterböichl. Ein sechsämterischer Sprachführer, Arzberg 21994.

    *1918 Schacht WUN, †2003 Weiden; Arzt, Heimatforscher
  • Fragebögen:
  • S-1E1f, M-21/21, W-7/5, 23/54f.
verfasst von: B.D.I.