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Dach

Wörterbuch:
Link zum PDF: Band 3, Spalte 928–931
Wortart: Substantiv
Genus: Neutrum
Bedeutungen
1
Dach eines Gebäudes, Fahrzeugs u.ä.
°Oberbayern vielfach, °Niederbayern vielfach, °Oberpfalz vielfach, °Oberfranken vielfach, °Mittelfranken vielfach, °Schwaben vielfach
a flachs Doch Valley MB47.8945169, 11.7784633
van Då åwafåin Mittich GRI48.440634, 13.396183
°in Gebiach hom d Haisa leecha [leicht geneigte] Dacha wechan Schduam Kirchenthumbach ESB49.7497693, 11.7239291
iaz rennt ja går ăn Engel rå Auf unsă Då’! Willing AIB47.855164, 11.987644, Hartmann Volksl. 5 Volkslieder. In Bayern, Tirol und Land Salzburg, ges. von August Hartmann, Bd 1: Volksthümliche Weihnachtlieder, Leipzig 1884.

*1846 München, †1917 ebd.; Dr.phil, Gymnasiallehrer, Oberbibliothekar
Des blechane Dachl, es ghörat längst gricht Passauer Dreiflüsseschreiber 81 25 Jahre Passauer Dreiflüsseschreiber, Passau 2008.
Tectum dahc Tegernsee MB47.7099191, 11.7543337, 11.Jh. StSG. II,639,26 Die althochdeutschen Glossen, ges. und bearb. von Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, 5 Bde, Berlin 1879-1922 (Nachdr. Dublin/Zürich 1968f.).
Michel Mawrer … hat … zu S. Benedicten die Dacher gepessert 1488 Frsg.Dom-Custos-Rechnungen I,590 Die Freisinger Dom-Custos-Rechnungen von 1447-1500, hg. von Hans Ramisch, bearb. von Alois Heß. Bd I: Text, München 1998.
er stolpert da gähling aufs tächl hera Stubenberg PAN48.3099545, 13.0724399, 1796 Lenglachner Gesängerb. I,132 Lenglachner, Phillipp: Gesänger Buch, Bd I: Der erste Theill worinnen die Geistlichen Gesänger zu finden seind, Bd II: Der zweÿte Theill Worinnen! Die weltliche Gesänger zu finden seind, transkribiert von Willibald Ernst, hg. von Gabriele Wolf und Willibald Ernst, München 2014-17.

Stubenberg PAN 1796. *1769 Weng/Oberösterreich, †1823 Thal PAN; Lumpensammler, Volksliedsammler
Phras.:
Augnbram wie a Dachö „lange Augenbrauen“ Gottsdorf WEG48.532032, 13.730913

Dös is oi Doch „von einem Menschen, bei dem die Nase glatt mit der Stirn verläuft“ Altfalter NAB49.3961856, 12.206858

„Rothaariger … Deà hǫd à ràiche Muàddà … ghǫd … wài-s ẽàm s Dǫch vàgoidn hǫd lǫssn nach Kaps Welt d.Bauern 60 Kaps, Peter: Die Welt des Bauern im Sprichwort, Passau 1987.

*1917 Rabenbrunn EG, †1997 Simbach EG; Steuerberater, Rechtsbeistand

Unterm / hinterm Dach (oben / droben) auf dem Dachboden °Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt:
hindan Doch drom Hohenlinden EBE48.156559, 11.9964917

°Unterm Doch hint „in der neben dem ausgebauten Dachzimmer gelegenen Abstellkammer“ Winklarn OVI49.4263741, 12.4803096

Unter jmds Dach in jmds Haus
besser ists man hab under seinem Tach schlecht zu essen/ als wann mann ohne Tach/ ohne Behausung Gsottens und Bratens auftragen soll Selhamer Tuba Rustica II,260 Selhamer, Christoph: Tuba Rustica. Das ist: Neue Gei-Predigen, 2 Bde, Augsburg 1701.

*um 1640 Burghausen AÖ, †1708 Salzburg; Dr.theol, Geistlicher


°wenni unta oi Dacha [in alle Häuser] schaug, na is ma mein Kreiz wieda des liawa „in allen Häusern gibt es Probleme“ Königsdorf WOR47.8164083, 11.4804346

Unter Dach sein ein Haus, eine Wohnung haben
„Wir sind seit 8 Tagen wieder unter Dach Bilanz 1782 13 Meidinger, Franz Sebastian: Bilanz zwischen Landshut und Straubingen seit der dahin verlegten Regierung und dem grossen Brande allda 1782, neu hg. und kommentiert von Anton Mößmer, Straubing 1998.

*1748 Steinweg R, †1805 Landshut; Stadtprocurator


ein Dach über dem Kopf haben eine Unterkunft haben
Der håt koa Dåch überm Kobf Wasserburg WS48.0615171, 12.220026
a Dooch üwan Kuapf ho(b)m Singer Arzbg.Wb. 53 Singer, Friedrich Wilhelm: Arzberger Wörterböichl. Ein sechsämterischer Sprachführer, Arzberg 21994.

*1918 Schacht WUN, †2003 Weiden; Arzt, Heimatforscher

Unter einem Dach u.ä. im gleichen Haus Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt, Oberpfalz vereinzelt:
die lebn unter oam Dåch Wasserburg WS48.0615171, 12.220026

Dö steckan oi unta oan Doch „halten fest zusammen“ Valley MB47.8945169, 11.7784633, ähnlich °WOR

Unter Dach arbeiten / sein häusliche Arbeiten verrichten °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt:
°heut arbatma unta Doch Reichersbeuern TÖL47.7668618, 11.6325725

Druka unter Dach und Fach bringa „die Ernte einbringen“ Wasserburg WS48.0615171, 12.220026

ein kleine Capellen von Stein vnd Kalch vnter das Dach gebracht [fertiggestellt] Hueber Granat-apfel 112 Hueber, Fortunat: Zeitiger Granat-apfel, München 1671. Mirakelbuch des bayrisch-böhmischen Wallfahrtsortes Neukirchen bei Heilig Blut. Photomechanischer Nachdruck, mit Nachwort und Registern, hg. von Guillaume van Gemert, Amsterdam/Maarssen 1983.

*1639 (?) Neustadt KEH, †1706 München; Ordensgeistlicher, Lektor der Theologie. Neukirchen KÖZ

Jmdm aufs Dach steigen / springen ausschimpfen, scharf zurechtweisen °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt, °Schwaben vereinzelt:
°der is n schöi aufs Doch gschting Neumarkt NM49.279624, 11.4594662
„Den werde ich mir noch vornehmen! … Den … weàd-e nã auf-s Dǫch schdàing! Kaps Welt d.Bauern 136 Kaps, Peter: Die Welt des Bauern im Sprichwort, Passau 1987.

*1917 Rabenbrunn EG, †1997 Simbach EG; Steuerberater, Rechtsbeistand

Jmdm das Dach (ab)decken / abräumen / abkehren / eindrücken u.ä. ausschimpfen, scharf zurechtweisen °Oberbayern mehrfach, °Niederbayern mehrfach, °Oberpfalz vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt, °Schwaben vereinzelt:
°dem werdi s Dach schon no abdecka „gehörig die Meinung sagen“ Ismaning M48.2242434, 11.6715263

°den håbi s Dåch richti åbkiehrt Riedenburg RID48.961252, 11.6855725

schlagen, verprügeln °Oberbayern vielfach, Niederbayern vielfach, °Oberpfalz vielfach, °Schwaben vielfach, °Mittelfranken vereinzelt:
°i wer da glei s Dach richtig eidecka, wennst net schtad bist! Oberstimm IN48.712153, 11.454315
°oim s Doch orama „vermöbeln“ Haselbach BUL49.3423071, 12.0306755
wenn ma enk dös Dach umdeckn … daß enk koa Huat nimma paßt Angerer Göll 77 Angerer, Hanns: Im Schatten des Hohen Göll, München [1956].

*1912 Salzberg BGD, †1976 Ramsau BGD; Zollbeamter

°Den is s Dooch oodeckt „er ist kahlköpfig“ Fürnried SUL49.4565315, 11.5969824

Aufs / übers / vom Dach springen u.ä. (vor Freude od. Wut) die Selbstbeherrschung verlieren °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt:
°da hupf i do glei afs Dach aufi „aus Ärger“ Straßkirchen SR48.8311567, 12.7212851
°da könnt i glei übers Doch umispringa Laaber PAR49.067975, 11.882288

Beim Dach hinausfahren / hinausrennen / draußen sein u.ä. wütend, zornig sein Oberbayern vereinzelt, Oberpfalz vereinzelt:
der fahrt zum Dach naus Steinebach STA48.064916, 11.201063
Gleich beim Dach draußen sein (leicht in Zorn geraten)“ Bauernfeind Nordopf. 150 Bauernfeind, Wolfgang: Aus dem Volksleben. Sitten, Sagen und Gebräuche der Nordoberpfalz, Regensburg 1910 (Neudr. Windischeschenbach 1979).

*1859 Naabdemenreuth NEW, †1938 ebd.; Landwirt, Schriftsteller

Über das Dach (hinaus)gehen die Grenze des Akzeptablen überschreiten Oberbayern vereinzelt:
dös geht ibas Dach naus Erling STA47.9671746, 11.184498

Jmdm etwas übers Dach ausblasen / werfen / ausschlagen u.ä. auf jmds Vorschlag, Anliegen nicht eingehen, jmds Meinung geringachten °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt:
°der håt mir mein Antrag glei übers Dach ausgschlagn Wackersberg TÖL47.734136, 11.540953
°der blast eahm dös übers Dah aus „tut es als unwahr ab“ Schaufling DEG48.8435166, 13.067837
was sie auch gutmainend andern vortragen/ das blasen hohe Herrschafften übers Tach aus Selhamer Tuba Rustica II,109 Selhamer, Christoph: Tuba Rustica. Das ist: Neue Gei-Predigen, 2 Bde, Augsburg 1701.

*um 1640 Burghausen AÖ, †1708 Salzburg; Dr.theol, Geistlicher

°Blas s nur übers Dach! „laß es nur alle wissen!“ Scheyern PAF48.5020343, 11.4555839

°Bei dem blasts vom Doch außi „er ist verschwenderisch“ Gleißenthal NEW49.8005027, 12.1372862

Jmdm drücken die Hypotheken das Dach ein u.ä. jmd ist hochverschuldet °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt:
°dem druckan d Hibbadeggn scho s Dåch ei München M48.139686, 11.578889

„solche … denen die Schulden das Dach eindrücken Schlappinger Niederbayer II,57 Schlappinger, Hans: Der Niederbayer im Spiegel seiner Sprache, 2 H, Straubing 1959-80.

*1882 Reisbach DGF, †1951 Straubing; Dr.phil, Studienprof, Heimatforscher


°bei dem schuhplattln d Hywadeckn aufm Dach Aich VIB48.426111, 12.409896

mehr Hypotheken wie Schindeln auf dem Dach haben u.ä. hochverschuldet sein °Niederbayern vereinzelt:
°der hat mehr Hopothekn aufn Dach wia Taschn [Dachziegel] Straubing SR48.877718, 12.579576

Wer untn an der Stiegn bleibt, kimmt net afs Dåch Wasserburg WS48.0615171, 12.220026

Rätsel:
Wos is ’s möyßigst [das Überflüssigste] i dar Kirch’n? … S’Doch übar dar Kantzl Neuenhammer VOH49.693447, 12.3867406, Schönwerth Leseb. 283 Das Schönwerth-Lesebuch. Volkskundliches aus der Oberpfalz im 19.Jh, hg. von Roland Röhrich, Regensburg 1981.

Schönwerth, Franz Xaver v, *1810 Amberg, †1886 München; Ministerialrat, Volkskundler
2
Regenschirm
meist Diminutiv  
°Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt
das Dachl „Paraplui“ Passau PA48.567378, 13.431710
Wie der Franzos as Dachel packt Stieler Ged. 86 Stieler, Karl: Gesammelte Gedichte in oberbayerischer Mundart, Stuttgart 1907.

*1842 München, †1885 ebd.; Dr.jur, Archivar, Schriftsteller
Dahcherl Zaupser 20 Zaupser, Andreas: Versuch eines baierischen und oberpfälzischen Idiotikons, München 1789 (Nachdr. Grafenau 1986).

*1748 München, †1795 ebd.; Hofkriegsratssekretär, Prof. für Philosophie
3
Hut, Kopfbedeckung
als Diminutiv  
auch Maskulinum 
°Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, Mittelfranken vereinzelt, Schwaben vereinzelt
a ålder Dachl Rohrbach ND48.778962, 11.031486
Dachl … Hut, mit dem man gegen Sonne und Regen geschützt ist“ Oberbayern, Altb.Heimatp. 7 (1955) Nr.24,4 Altbayerische Heimatpost. Wochenzeitung für die bayerische Familie, 1948ff.
Scherzh. Spruch:
dös is amoi da Gscheidagest unter sein Doch „der Gescheiteste unter seinem Hut“ Valley MB47.8945169, 11.7784633
4
Kopf, Schädeldecke
°Niederbayern vielfach, °Oberpfalz vielfach, °Oberbayern mehrfach, °Oberfranken mehrfach, °Mittelfranken mehrfach, °Schwaben mehrfach
i gib da oana afs Dachl, daß da da Kobf brummt Klingenbrunn GRA48.922135, 13.318252
den hats schö aufs Dach aufi grögnt Altmannstein RID48.899255, 11.651158
Da braucht ma oan doch net glei an Schlegel auf’s Dach naufhaun! Valentin Werke III,86 Valentin, Karl: Gesammelte Werke, 4 Bde, München/Zürich 21983.

eigentlich Fey, Valentin Ludwig, *1882 München, †1948 ebd.; Volksschauspieler
Sunst schlåg i di auf’s Dach hinauf südöstliche Oberpfalz, 1716 Hartmann Hist.Volksl. II,225 Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom sechzehnten bis neuzehnten Jahrhundert ges. und erl. von August Hartmann, 3 Bde, München 1907-13.

*1846 München, †1917 ebd.; Dr.phil, Gymnasiallehrer, Oberbibliothekar
Phras.:
jmdm eine aufs Dach geben u.ä. ausschimpfen, scharf zurechtweisen °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt:
°dem hob i ane aufs Dächla gebn Lauf LAU49.5118126, 11.2813381

Jmdm aufs Dach scheißen u.ä. zusammenstauchen, maßregeln Niederbayern vereinzelt:
oan afs Dach scheißn Aicha PA48.671978, 13.289834

Iaz krachz glei am Doch „du kriegst gleich Prügel“ Weiden WEN49.676727, 12.162220
5
meist abwertend von Personen, in adj. Fügung
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Schwaben vereinzelt
gscheads Dåch „Mann mit kurz geschorenen Haaren“ Berchtesgaden BGD47.630642, 13.001926
a frechs Dach Pfarrkirchen PAN48.4340737, 12.9397371
Dach gscherds „ungehobelter Mensch“ Schneider Bair.gschimpft 15 Schneider, Herbert: Bairisch gschimpft, München 1991.

*1922 München; Journalist, Schriftsteller
Ahd. dah, mhd. dach stn, germ. Wort idg. Herkunft; Kluge-Seebold 177 Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/New York 252011 (bearb. von Elmar Seebold). .
  • Delling I,110 Beiträge zu einem baierischen Idiotikon, ges. von Johann v. Delling, 2 Bde, München 1820.

    *1764 München, †1838 ebd.; Jurist, Historiker
  • Schmeller I,481 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

    *1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Zaupser 20 Zaupser, Andreas: Versuch eines baierischen und oberpfälzischen Idiotikons, München 1789 (Nachdr. Grafenau 1986).

    *1748 München, †1795 ebd.; Hofkriegsratssekretär, Prof. für Philosophie
  • WBÖ IV,30-38 Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, hg. im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien/Graz/Köln 1970ff.
verfasst von: M.S.