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Tisch

Wörterbuch:
Link zum PDF: Band 3, Spalte 1770–1773
Wortart: Substantiv
Genus: Maskulinum
Bedeutungen
1
Tisch, Möbelstück
°Oberbayern vielfach, °Niederbayern vielfach, °Mittelfranken mehrfach, °Oberfranken mehrfach, °Oberpfalz vereinzelt, °Schwaben vereinzelt
kommts, s Essn steht aufm Disch! Wasserburg WS48.0615171, 12.220026
a runda Diesch Vilstal48.544613, 12.526446
°verschdeck di undan Diesch! Regelsbach SC49.367825, 10.949572
ein Tischerl vors Bett gerückt Diess Stegreif 190 Dieß, Wilhelm: Stegreif-Geschichten, München 31956.

*1884 Höhenstadt PA, †1957 München; Dr.jur, Generaldirektor der Bayerischen Staatstheater
Mensis tiscin Regensburg R49.013904, 12.100040, 9./10.Jh. StSG. II,346,37 Die althochdeutschen Glossen, ges. und bearb. von Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, 5 Bde, Berlin 1879-1922 (Nachdr. Dublin/Zürich 1968f.).
er hat lassen ain … truhen … und ain gevalten tischs und ain schaiblachen [runden] tischs 1361 Rgbg.Urkb. II,208 Regensburger Urkundenbuch, Bd 1 [hg. von Josef Widemann], Bd 2 hg. von Franz Bastian und Josef Widemann, München 1912-56.
3 Tisch, ainer mit Schublad Wildenau TIR49.774227, 12.260303, 1593 Oberpfalz 77 (1989) 230 (Inv.) Die Oberpfalz. Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau, 1907ff.
Phras.:
auf dem beinenen Tisch u.ä. auf den Knien (als Ablagefläche) Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt:
aufm boanan Tisch össn Mittich GRI48.440634, 13.396183

„An der Kirwa wird aufgetragen, daaß se d Tiisch böigt [reichlich]“ Singer Arzbg.Wb. 237 Singer, Friedrich Wilhelm: Arzberger Wörterböichl. Ein sechsämterischer Sprachführer, Arzberg 21994.

*1918 Schacht WUN, †2003 Weiden; Arzt, Heimatforscher

Sich unter / hinter den Tisch verkriechen u.ä. sich fürchten, eingeschüchtert sein °Oberbayern vielfach, °Niederbayern vielfach, °Oberpfalz vielfach, °Schwaben vielfach, °Oberfranken vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt:
°der muaß untan Tisch eini „von einem Ehemann, der unter dem Pantoffel steht“ Erding ED48.3064441, 11.9076579

°dai Ålte deaf jå nea as Mail aafmåchn, nau vakröichst de du scho untan Tisch Sulzbach-Rosenberg SUL49.4992468, 11.7470259

°du musst eh untern Tisch aussaschaun „von einem Mann, dessen Frau das Sagen hat“ Lindberg REG49.034235, 13.252886, ähnlich °Oberbayern vereinzelt

°dea muaß as Fuchsgerl unterm Tisch suachn furchtsam sein Eschenlohe GAP47.5984207, 11.185454

Sich unter / hinter den Tisch verkriechen u.ä. Scham empfinden °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt:
°der därf si untern Tisch verkriacha „sollte sich schämen“ Schönbichl FS48.4305387, 11.6381856

°Untern Tisch neihaun zurückweisen, ausschelten Perach WS48.0393351, 12.0887634

Auf den Tisch schlagen / hauen u.ä. deutlich seine Meinung sagen, ein Machtwort sprechen °Oberbayern vielfach, °Niederbayern vielfach, °Oberpfalz vielfach, °Oberfranken vielfach, °Mittelfranken vielfach, °Schwaben vielfach:
°låß dir nix gfoin vo deina Oidn, hau hoit a amoi aufn Disch! Pörnbach PAF48.6160194, 11.4608309

°do hob i am Tisch gschlong und stad sans gwen Oberviechtach OVI49.4602721, 12.4189759

am Diesch hauer „für Ordnung sorgen“ Maas Nürnbg.Wb. 100 Maas, Herbert: Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn. Ein Nürnberger Wörterbuch, Nürnberg 51987.

*1928 Nürnberg, †2014 ebd.; Studiendirektor


prahlen, großtun °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt, °Schwaben vereinzelt:
°hau net gar so in Tisch nein! gib nicht so an! Rehling AIC48.486722, 10.9291512
°der schlogt awa heid wida aufn Disch! Hohenthann ROL48.659636, 12.092144

Über den Tisch blasen / spielen u.ä. während des Hochzeitsmahls von den Gästen einen Beitrag für die Blasmusik einsammeln °Oberbayern mehrfach, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt, °Schwaben vereinzelt:
°d Musi blost übern Tisch Tandern AIC48.429795, 11.354426
°übern Tisch spuin „die Musikanten gehen von Tisch zu Tisch, blasen ein Stück und bekommen dafür Geld“ Wiesenfelden BOG49.0387516, 12.5412499
„die Musiker blasen über den Tisch und legen einen Teller auf“ LF, Lentner Bavaria Voralpenld 24 Lentner, Joseph Friedrich: Bavaria. Land und Leute im 19. Jahrhundert. Oberbayern: Die Landgerichte im Voralpenland, hg. von Paul Ernst Rattelmüller, München 1988.

*1814 München, †1852 Meran; Buchhändler, Redakteur

Über den Tisch schenken u.ä. dem Brautpaar Geld schenken °Oberpfalz vereinzelt:
°üwan Tisch schenkn Sulzkirchen BEI49.168396, 11.357339
Über’m Tisch schenkte man, indem man in eine Schüssel, die mitten auf dem Tisch stand und mit einem Tuch zugedeckt war, Geld legte“ Mimbach u. Mausdf 144 850 Jahre Mimbach und Mausdorf 1138 bis 1988, Amberg 1988.

Mimbach, Mausdorf AM

jmdn über den T[isch ] ziehen „übervorteilen, übertölpeln“ 4Zehetner Bair.Dt. 347 Zehetner, Ludwig G.: Bairisches Deutsch. Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern, Regensburg 42014.

*1939 Freising; Dr.phil, Studiendirektor

Von Tisch und Bett getrennt sein u.ä. nicht mehr in ehelicher Gemeinschaft leben, geschieden sein Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt:
die sand vo Tisch und Bett trennt Haag WS48.161165, 12.162987

Werden aber zwey rechte Eheleut … zu Tisch vnd Beth gescheyden Landr.1616 204 Landrecht, Policey- Gerichts- Malefitz- und andere Ordnungen Der Fürstenthumben Obern und Nidern Bayrn, München 1616.

die kemma scho no vo Diesch und Bett „von einem unfriedlichen Ehepaar“ Staudach (Achental) TS47.778952, 12.486454

’gess’n wird, wos aam Tisch kummt! nördliche Oberpfalz, Oberpfalz 80 (1992) 142 Die Oberpfalz. Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau, 1907ff.

Tisch rucken u.ä die Hochzeit nachfeiern °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt:
Düschruggn „es wird der Eßtisch im Zimmer herumgerückt, wobei Teller und Krüge zu Bruch gehen“ Michelfeld ESB49.7047742, 11.5840308

Den Tisch rucken „acht Tage nach der Hochzeit“ Oberpfalz, Schmeller I,628 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek


N’ Tisch ruckn Oberpfalz, Zaupser 77 Zaupser, Andreas: Versuch eines baierischen und oberpfälzischen Idiotikons, München 1789 (Nachdr. Grafenau 1986).

*1748 München, †1795 ebd.; Hofkriegsratssekretär, Prof. für Philosophie


°Tisch rucken „am Abend vor der Hochzeit den Polterabend feiern“ Berching BEI49.106580, 11.440020

„nach dem Umzug in eine andere Wohnung gute Bekannte einladen und bewirten … Mir kumma scha a wäng zan Tischlruckn Singer Arzbg.Wb. 237 Singer, Friedrich Wilhelm: Arzberger Wörterböichl. Ein sechsämterischer Sprachführer, Arzberg 21994.

*1918 Schacht WUN, †2003 Weiden; Arzt, Heimatforscher


eine best. spiritistische Sitzung abhalten °Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt:
°Tischrucka „Geisterspiel“ Eggenfelden EG48.4031909, 12.7626208
„Auch das Tischlrücken … hat man getrieben“ nördliche Oberpfalz, Steinwald-Kurier 6.5.1989, 7 Steinwald-Kurier, die Heimatzeitung der nördlichen Oberpfalz. Unabhängige Wochenzeitung für die Stadt Erbendorf und Umgebung, Erbendorf /Weiden 1976-1998.

Drah liaba n Diesch ganz ummi, daß d Haxn obnat sann! „was für ein Unsinn!“ Staudach (Achental) TS47.778952, 12.486454

°Der Tisch hat sein Recht „eine ausgespielte Karte darf nicht zurückgenommen werden“ Hahnbach AM49.532038, 11.798393

Da vierte Spieler ghört untern Tisch „der Zuschauer soll sich nicht ins Kartenspiel einmischen“ Regen REG48.976777, 13.127186, ähnlich °Oberbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt

Kost über Tisch genießen im Austrag am Tisch der Erben essen
„es ist ihnen … das vorhandene Stübel zur Wohnung einzuräumen und die Kost über Tisch geniesen zu lassen“ Langengeisling ED48.3298765, 11.9261079, 1801 Die Pflugschar 1 (1975)10 Die Pflugschar. Heimatkundliche Schriftenreihe für den Landkreis Erding, Erding 1975ff.
2
Tischgesellschaft
„Kirchweih … Früher war es allgemein üblich nach Tischen zu zechen und zu tanzen, d. h. es bildeten sich Gruppen von Verwandten und Befreundeten, welche den Wirth und die Spielleute aus gemeinsamer Kasse bezahlten“ Oberbayern, Bavaria I,382 Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, bearb. von einem Kreise bayerischer Gelehrter, 4 Bde, München 1860-67.
Derwei is in Ofatisch dål [da] a Tisch vojj borananer gwen Haller Bodenmaiser Sagen 82 Haller, Reinhard: Bodenmaiser Sagen, Grafenau 1993.

*1937 Bodenmais REG; Dr.phil, Sonderschuldirektor, Kreisheimatpfleger
Phras.:
„Öffentliche Feste u. Gebräuche … das Tischzechen von 20–30 Personen“ Oberbayern, Lentner Bavaria Voralpenld 50 Lentner, Joseph Friedrich: Bavaria. Land und Leute im 19. Jahrhundert. Oberbayern: Die Landgerichte im Voralpenland, hg. von Paul Ernst Rattelmüller, München 1988.

*1814 München, †1852 Meran; Buchhändler, Redakteur
3
Anzahl von Sitzplätzen, Teilnehmern, v.a. bei einer Hochzeit
3a
Sitzplätze u. Verköstigung für (ungefähr) zehn Personen
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Mittelfranken vereinzelt
°für d Houzat brauch ma siebn Tisch Edelshausen SOB48.607177, 11.2777977
séchs Tisch ei~dingə~ „ein Hochzeitmahl zu … 60 Personen bestellen“ Schmeller I,628 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
3b
(ungefähr) zehn an der Feier teilnehmende Personen
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt
°wüiviel Tisch hant denn gwen a dera Houzat? – Zöha Tisch „hundert Personen“ Eging VOF48.714577, 13.265832
„Ein Tisch zählt zwölf Personen. Die Größe der Hochzeit wird nach Tischen berechnet“ Kriss Sitte 137 Kriß, Rudolf: Sitte und Brauch im Berchtesgadener Land, München 1947.
indem er auf seiner Hochzeit vier Tisch gehabt Haselbach BUL49.3423071, 12.0306755, 1581 Oberpfalz 94 (2006) 78 Die Oberpfalz. Heimatzeitschrift für den ehemaligen Bayerischen Nordgau, 1907ff.
4
Mahlzeit. Kost
4a
Mahlzeit, Essen, in präp. Fügungen
gon Disch geh „zum Essen“ Valley MB47.8945169, 11.7784633
Diser kaiser verschied iämerlich … ob ainem tisch [während einer Mahlzeit] Füetrer Chron. 153,8f. Füetrer, Ulrich: Bayerische Chronik, hg. von Reinhold Spiller, München 1909.

*vor 1450 Landshut, †um 1495 München; Maler, Geschichtsschreiber, Hofdichter
4b
freie Kost
Andr. Strobl … Hat den Tisch beim Kanoniker Strauß Laufen LF47.9354122, 12.930309, 1673 BJV 1953,157 Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 1950ff.
Phras.:
zu Gottes Tisch gehen u.ä. die Hl. Kommunion empfangen
ein iklichs mensch das zu gots tisch gangen ist Geisenfeld PAF48.683755, 11.609298, 14./15.Jh. Grimm Weisth. VI,191 Grimm, Jacob: Weisthümer, 7 Bde, Darmstadt 21957.
welche … Gottes Tisch besuecht haben 1754 Schrobenhsn.Stadtrechtsb. 71 Freiheiten und Privilegien der Stadt Schrobenhausen. Das Schrobenhausener Stadtrechtsbuch 1333-1803, bearb. von Max Direktor, Schrobenhausen 1991.
5
Verkaufsstand
von einem tisch der in der wochen zu marcht stet, der gibt 1 hallar an der tult Geisenfeld PAF48.683755, 11.609298, 14./15.Jh. Grimm Weisth. VI,185 Grimm, Jacob: Weisthümer, 7 Bde, Darmstadt 21957.
6
Platte an der Dreschmaschine zum Einlegen des Getreides
da Diesch Vohenstrauß VOH49.6238348, 12.341436
„Vor dem schrägen Tisch hat der Garbenaufschneider seinen Platz“ Niederbayern, Wiethaler Bauern Brot 51 Wiethaler, Ludwig: Bauern Brot. Von Lust und Plage der alten Bauernarbeit, München 1991.

*1925 Essenbach LA, †1983 Mirskofen LA; Studienprof.
Ahd. tisc, mhd. tisch stm, aus lat. discus ‘Scheibe, Platte, Schüssel’; Kluge-Seebold 918 Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/New York 252011 (bearb. von Elmar Seebold). .
  • Schmeller I,628 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

    *1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Zaupser 77 Zaupser, Andreas: Versuch eines baierischen und oberpfälzischen Idiotikons, München 1789 (Nachdr. Grafenau 1986).

    *1748 München, †1795 ebd.; Hofkriegsratssekretär, Prof. für Philosophie
  • WBÖ V,94-97 Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, hg. im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien/Graz/Köln 1970ff.
verfasst von: M.S.