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Topf1, Topfe, Tüppen

Wörterbuch:
Link zum PDF: Band 3, Spalte 1856f.
Wortart: Substantiv
Genus: Maskulinum
Bedeutungen
1
Topf, Hafen
°Oberpfalz vielfach (v.a. NO), °Oberfranken vielfach, Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt, Mittelfranken vereinzelt, Schwaben vereinzelt
a erdana Dupf Neukirchen VOH49.709613, 12.427782
der eisara Duapf Kaiserhammer WUN50.127344, 12.082440
Eisn … des is in der Mitt gwen wej a Ofaring und da han Tepf dringhängt Wettzell VIT49.145107, 12.885983, BJV 1952,30 Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 1950ff.
der Topf Oberpfalz, Schmeller I,1055 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
Die salben … wolt ich auch machen ein grossen tüppen vol Füetrer Trojanerkrieg 52,126f. Füetrer, Ulrich: Der Trojanerkrieg, hg. von Edward G. Fichtner, München 1968.

*vor 1450 Landshut, †um 1495 München; Maler, Geschichtsschreiber, Hofdichter
Ein mensch, der … Ein topfen voll mit wasser hat Rosner Passionssp. 35 Rosner, Ferdinand: Bitteres Leiden. Oberammergauer Passionsspiel. Text von 1750, hg. von Otto Mausser, Leipzig 1934.

*1709 Wien, †1778 Ettal GAP; Benediktiner
Phras.:
„[Scherzhafte Antwort] Auf die Frage …Was hast du gekocht? … Einen Topf in den anderen Reinhausen R49.034973, 12.112139, Kanz Heimat 84 Die Heimat auf der Zunge tragen. Mundart als Sprachschatz. Beiträge zur internationalen Dialektologentagung anlässlich des 70. Geburtstags von Ludwig Zehetner, Hetzenbach (Oberpfalz), März 2009, hg. von Ulrich Kanz, Nadine Kilgert und Ludwig Schießl, Regensburg 2012.

Jeder Topf findet seinen Deckel u.ä. jeder, alles findet das passende Gegenstück
°jeda Tuapf find sein Deckl Waldsassen TIR50.0053222, 12.3041123

Za jeedan Tuapf gi(b)tt’s an påssnd’n Deck’l „für jedes (heiratsfähige) Mädel gibt es den passenden Mann“ Braun Gr.Wb. 686 Braun, Hermann: Großes Wörterbuch der Mundarten des Sechsämter-, Stift- und Egerlandes, Marktredwitz 1981ff.

*1909 Fleißen/Böhmen, †2005 Marktredwitz; Dr.phil, Oberstudienrat


erweitert
Es ist kein Topf so schief, als daß kein Deckel draufpassen würde „für jedes Mädchen und jeden Burschen [kann] ein Partner gefunden werden“ Christl Aichacher Wb. 267 Christl, Karl: Aichacher Mundartlexikon, Aichach 1988.

*1922 Pfaffenberg MAL

Kleine Töpflein laufen bald über u.ä. kleine Menschen od. Kinder brechen leicht in Zorn od. Tränen aus °Oberpfalz vereinzelt:
°kloina Tipfla lafm leicht iwa „eine kleine Person ist schnell zornig“ Waldsassen TIR50.0053222, 12.3041123
„Von kleinen Kindern, die leicht zum Weinen zu bringen sind … kloina Tüpfla la(u)fm bal(d) üwa Singer Arzbg.Wb. 242 Singer, Friedrich Wilhelm: Arzberger Wörterböichl. Ein sechsämterischer Sprachführer, Arzberg 21994.

*1918 Schacht WUN, †2003 Weiden; Arzt, Heimatforscher

Spiel:
Topf schlagen mit verbundenen Augen u. einem Kochlöffel einen umgedrehten Topf mit einer Belohnung finden
Tuapfschlong, fröiher war unter dean Tuapf tatsächli a Gockl, spaater haout ma blaouß an Gockl … kröigt, wenn ma an Tuapf troffm haout Schemm Stoagaß 107 Schemm, Otto: Stoagaß Nummera 17. Erinnerungen an eine Kindheit, Hof 1980.

*1920 Brand WUN, †1996 Arzberg WUN; Rektor
2
(große) Tasse, Trinkgefäß
Diminutiv  
°nördliche Oberpfalz vielfach, °Oberfranken vielfach
mia trinkn no a Tipfl Kaffee Tirschenreuth TIR49.881642, 12.329440
a Tipfl … is zwar niat sua schäi ower gräißer wöi a Tassn Schemm Stoagaß 85 Schemm, Otto: Stoagaß Nummera 17. Erinnerungen an eine Kindheit, Hof 1980.

*1920 Brand WUN, †1996 Arzberg WUN; Rektor
Phras.:
dea håud s Dipfl brochng „jemanden unwiderruflich beleidigt, verärgert“ Mitterteich TIR49.9509605, 12.2429771
3
Nachttopf, bes. für Kinder
Diminutiv  
°Oberbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt
°Töpfal Hohenpolding ED48.3835774, 12.1305592
Bevor da Kloane ins Bett geht, schickstn no aufs Topfal! Binder Bayr. 214 Binder, Brigitte und Dieter Binder: Bayrisch von A~Z, München 1994.

Binder, B, *1960 Tegernsee MB; Redakteurin, Lektorin. Binder D, *1958 Augsburg; Medienmanager
4
Blumentopf
Oberbayern vereinzelt, Niederbayern vereinzelt
Topf Vilsbiburg VIB48.448482, 12.355795
5
liegen gebliebener Spieleinsatz
°Topf Spieleinsatz, der nicht ausbezahlt wird, sondern für das folgende Spiel liegenbleibt Tölz TÖL47.760208, 11.562798
6
Teich, Quelltopf
in den Töpfen, vnd verfallnen Wassern, welche vom Lech … kainen Eingang oder Ausgang Wassers haben … vischen München M48.139686, 11.578889, 1569 Lori Lechrain 390 [Lori, Johann Georg [v.]]: Der Geschichte des Lechrains zweyter Band, Urkunden enthaltend, [München] o.J.
7
(am) Teichablaß
7a
trichterförmiges Loch in der Abzugsrinne
°Oberbayern vereinzelt
°da Topf ghert gricht Lenggries TÖL47.6831625, 11.5763967
Der Topf „das Loch an der Grundrinne eines Weihers“ Oberbayern, Schmeller I,614 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
Zu ablassung des wassers aus dem graben Zu den grundtrinnen Vnd döpfen 1613 MHStA II, Fasz.1, fol.177v Hauptstaatsarchiv München
7b
Zapfen zum Verschluß des Lochs in der Abzugsrinne
°Oberbayern vereinzelt
°da Doupf gheat füan Alaf „zum Abdichten mit einem Rupfen umwickelt“ Dachau DAH48.2592477, 11.4354419
Der Topf „der darein fallende Zapfen“ Oberbayern, Schmeller I,614 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
7c
gesamte Abzugsvorrichtung
°Oberbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt
°den Topf mouß ma afmacha, af das olaffa kon „wenn zuviel Wasser im Weiher ist“ Schnaittenbach AM49.542650, 11.997632
Der Topf „die ganze Vorrichtung sammt den Docken oder Stützbalken“ Oberbayern, Schmeller I,614 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

*1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
Neben westl. ahd. dupfen, duppen, mhd. tupfen stm./n, östl. mhd. topf stm, Herkunft unklar; Kluge-Seebold 921 Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin/New York 252011 (bearb. von Elmar Seebold). .
dōbv u.ä., ferner duαbv nordöstliche Oberpfalz, Oberfranken, dūbv (ESB, NM, VOH).— Dim. depf(α)l (ED; AM, ESB, KEM, R, SUL), depfi (RID), depfai südliches Oberbayern, dipf(α)l Oberfranken (dazu KEM, TIR, VOH, WEN), diαbvl (VOH), ohne Uml. dopfαl (M; PAN; NEW).
  • DWA VIII,K.9f. Deutscher Wortatlas, hg. von Walther Mitzka u.a, 21 Bde, Gießen 1951-87.
  • Schmeller I,613-615 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

    *1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
  • WBÖ V,158 Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, hg. im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien/Graz/Köln 1970ff.
verfasst von: A.S.H.