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after2, -n(t), -t, affer(t), äffer, achtert

Wörterbuch:
Link zum PDF: Band 1, Spalte 202–204
Wortart: Präposition
Wortart: Adverb
Wortart: Präfix
Pragmatik: teilw. veralt.
Bedeutungen
I
Präp, mit Dat.
Präposition, mit Dat. 
I1
nach, temporal
°after zwölfi werdn d’Stöck versteigert Kaltenbrunn NEW49.6547009, 11.9454139
Post biduum aftar zuein tagin Regensburg R49.013904, 12.100040, um 1100 StSG. I,815,3,5 Die althochdeutschen Glossen, ges. und bearb. von Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, 5 Bde, Berlin 1879-1922 (Nachdr. Dublin/Zürich 1968f.).
Item Vogthabern und Vogthew sol man geben affter sandt Marteinstag Herrenchiemsee RO47.862639, 12.397666, um 1440 MB II,434 Monumenta Boica, 46 Bde, München 1763-1846, NF, Bd 47ff, 1902ff.
Ä.Spr. in fester Fügung mit Gen. after des
da kam after des an vier enden fewer in der stat auß Nürnberg N49.454759, 11.065740, 1472 Chron.dt.St. XI,468,5f. Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Göttingen 1862ff.
I2
in … umher
die andern fuoren wîten irre after lante Kaiserchr. 332 Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen, hg. von Edward Schröder, Berlin 1964.

Regensburg. (?), 12.Jh.
II
dann
Adverb 
II1
danach, später
°Oberbayern mehrfach, °Niederbayern mehrfach, °Oberpfalz mehrfach, °Mittelfranken vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt
°zeascht han i ’s Nachtmoi geßn, afta bi i as Wiazhaus ganga Dachau DAH48.2592477, 11.4354419
°after hoat ers glaabt, wias z spaat war Marklkofen DGF48.5537747, 12.5565127
°vonei [erst] gei i in Kirchn und affa zun Kramer Neualbenreuth TIR49.9792926, 12.4424368
°dös kannst affa a tou Thiersheim WUN50.0769705, 12.1264857
afet „nachher“ Bauernfeind Nordopf. 142 Bauernfeind, Wolfgang: Aus dem Volksleben. Sitten, Sagen und Gebräuche der Nordoberpfalz, Regensburg 1910 (Neudr. Windischeschenbach 1979).

*1859 Naabdemenreuth NEW, †1938 ebd.; Landwirt, Schriftsteller
balst drobn amal bist, aftad hast halt a Freud Matheis Bauernbrot 38 Matheis, Max: Bauernbrot. Gedichte aus dem Bayer- und Böhmerwald, München 1939.

*1894 Triftern PAN, †1984 Passau; Oberlehrer
Nempt einen holen spiegel … vnd nempt affter ein papir in ein swefel gedunckt Nürnberg N49.454759, 11.065740, Mitte 15.Jh. Ruh Franzisk.Schriftt. I,259 Ruh, Kurt: Franziskanisches Schrifttum im deutschen Mittelalter, 2 Bde, München 1965-85.
rainiget das pferdt, wasch mit afftern den schaden mit gunderbensaft [Gundelrebensaft] Roßarznei (Brunnbauer) 81 Brunnbauer, Marianne: Ein anonymes Roßarzneibuch aus dem Jahre 1589, Diss. masch. München 1972.
Zusammen mit anderen Zeitadv.
°Niederbayern vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt
°dann is a affer recht krank worn Altenbuch LAN48.7830015, 12.7525503
In festen Verbindungen:
after (und) danach / nach(her) u.ä. °östliches Niederbayern mehrfach, °Oberbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt:
°oftan da wars zu spät Steinhögl BGD47.8222307, 12.8723563
°iazt hilf i dem Marei, und afta dano geh i einkauf’n Breitenberg WEG48.703449, 13.792904
°i kim affert nou za dir iwi Vordorf WUN50.049546, 11.918619

Wohl analog zu auf zuletzt u.ä.
°auf after [hernach] ist es leicht zu sagen Deggendorf DEG48.839582, 12.958749

Spruch:
affa is da Teufl kumma, haut n Hans i d’Höll mitgnumma Naabdemenreuth NEW49.818131, 12.126801
Ortsneckerei
„Die Bernriether [heißt man] d’Affen, weil sie für ’nachher’ den Ausdruck affa gebrauchen“ VOH, Volkskunst u. Vkde 9 (1911) 92
auch räumlich
°ǫxdαd Wiesmühl LF48.022950, 12.737015
II2
da, unter diesen Umständen, als Folge davon
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt
°affdand is a giftig woan Wald a.d.Alz 48.127925, 12.595942
°wennst a bisserl wartst, affa kannst di Haua [Hacke] hom Plößberg TIR49.7843626, 12.307917
°ōwα ạfα hǫudαs sōd ghåd nach Meinel Vogtl. 63 Meinel, Hans: Vogtländisch und Nordbayrisch, Halle 1932.
In fester Verbindung:
°wenns koan Himmel gibt, afa nacha sama ausgschmiert! Neustadt NEW49.732301, 12.178398
II3
Füllwort, °Niederbayern auch in fester Verbindung mit nachher, Aufforderung, Aussage verstärkend
°Oberbayern vereinzelt, °Niederbayern vereinzelt, °Oberpfalz vereinzelt, °Oberfranken vereinzelt
°du wersd as afta nachaand no dawardn kena å de Stiagn „wenn ein Mädchen zu einem Tanzabend drängt“ Hallertau48.640589, 11.7820705
°after geih [gehe ich] hoam Parsberg PAR49.1599033, 11.7188275
In Fragen
°Oberbayern vereinzelt
°wann kimmst oftet amal zu mir? Waging LF47.9335806, 12.7341255
III
Präf. v.a. bei Subst, vereinz. auch bei Adj, Adv, Vb., teilw. nur ä.Spr.
Präfix 
1
zeitlich nachfolgend, Afterfrist, Afterkunft ‘Nachkommenschaft’, Aftermontag ‘Dienstag’; aftermalen ‘danach’
2
hinten liegend, Afterdarm ‘Mastdarm’, Afterleder; (übertr.) Afterreden
3
nach-, untergeordnet, Aftererbe, Afterlehen, Aftermieter
4
von geringer Qualität, Abfall, Afterholz, Afterkorn, Afterschlag ‘Äste u. Zweige gefällter Bäume’
5
falsch, unecht, Aftergott, Afterlehre, Afterspinne ‘Weberknecht’; aftergläubig ‘abergläubisch’, afterwitzig ‘aberwitzig’
Ahd. aftar, -er, mhd. after, germ. Adv. u. Präp, idg. Herkunft unsicher; Et.Wb.Ahd. I,64-67 Lloyd, Albert L. und Otto Springer: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, Göttingen/Zürich 1988ff. ; 2DWB II,2 Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung, Leipzig 1965ff. .
åftα, ǫ-.— Mit Erweiterungen: åftαn, ǫ- Oberbayern mehrfach, Niederbayern mehrfach; åftαnd, ǫ- u.ä. (, TS; GRA, PAN, WOS); åftαd, ǫ- u.ä. Niederbayern mehrfach (dazu , BGD, LF, , TS; NM, WÜM), ǭvdαd (LF).— Mit Schwund des Dentals: åfα, ǫ- Niederbayern mehrfach, Oberpfalz mehrfach (dazu EBE; WUN), ạ- nordöstliche Oberpfalz, Oberfranken; erweitert åfαt, ǫ- u.ä.— Vereinz. ǫxdαd, ǫu- (LF).
  • Schmeller I,42, 46 Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, bearb. von G. Karl Frommann, 2 Bde, München 21872-77 (Neudr. Aalen 1961, München 1985).

    *1785 Tirschenreuth, †1852 München; Prof. für dt. Sprache, Kustos der Bayerischen Staatsbibliothek
  • WBÖ I,106-108 Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, hg. im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien/Graz/Köln 1970ff.
  • Schwäb.Wb. I,110f. Schwäbisches Wörterbuch, bearb. von Hermann Fischer (Bd 6 von Wilhelm Pfleiderer), 6 Bde, Tübingen 1904-36.
  • Schw.Id. I,124 Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache, Frauenfeld 1881ff.
  • Suddt.Wb. I,250f. Sudetendeutsches Wörterbuch, hg. von Heinz Engels, München 1988ff.
  • 2DWB II,2-4, 6-8 Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Neubearbeitung, Leipzig 1965ff.
  • Frühnhd.Wb. I,679-682 Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. von Ulrich Goebel und Oskar Reichmann, Berlin/New York 1989ff.
  • Lexer HWb. I,24 Lexer, Matthias [v.]: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bde, Leipzig 1872-78 (Neudr. Leipzig 1965).
  • WMU I,36f. Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache auf der Grundlage der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300, Berlin 1986ff.
  • Ahd.Wb. I,37-46 Althochdeutsches Wörterbuch, bearb. u. hg. von Elisabeth Karg-Gasterstädt, Theodor Frings u.a, Berlin 1968ff.
  • Braun Gr.Wb. 4 Braun, Hermann: Großes Wörterbuch der Mundarten des Sechsämter-, Stift- und Egerlandes, Marktredwitz 1981ff.

    *1909 Fleißen/Böhmen, †2005 Marktredwitz; Dr.phil, Oberstudienrat
  • Kollmer II,349 Kollmer, Michael: Die schöne Waldlersprach. Von Wegscheid bis Waldmünchen, von Passau bis Regensburg, 3 Bde, Moosbach 1987-89.

    *1917 Auwies KÖZ, †2001; Dr.phil, Gymnasialprof.
  • 1Singer Arzbg.Wb. 8 Singer, Friedrich Wilhelm: Allgemeines und gebräuchliches … nützliches Arzberger Wörterböichl, Arzberg 1970f.

    *1918 Schacht WUN, †2003 Weiden; Arzt, Heimatforscher
  • Fragebögen:
  • W-6/15, 87/8
verfasst von: J.D.